Ein wirklich tolles Rezept, aber…

Was auf Facebook „Ich bin ja kein Nazi, aber…“ ist, das ist auf Chefkoch.de „Ein super leckeres Rezept, aber…“. Jetzt ist Vorsicht geboten. Ich weiß, man soll keine Kommentare lesen. Auf keinen Fall jemals irgendwo. Aus, pfui, Finger weg. In den Kommentarspalten darf sich jeder austoben, der in seinem Leben noch nie etwas geschafft hat und auch nie etwas eigenes zustande bringen wird. Außer vielleicht Kind Nummer 5. Ronny-Pascal oder Cheyenne-Priscilla. Irgendetwas typisch deutsches halt.

Aber ich schweife ab. Ich weiß auch schon gar nicht, wie ich von Schweinespeck auf Nazi kam… Ist ja auch egal. Jedenfalls bekenne ich mich nun öffentlich dazu, gelegentlich nach Rezept zu kochen und (Obacht!) ich überfliege auch noch die Meinungen anderer Nutzer. Das macht hin und wieder auch durchaus Sinn und liefert Antworten auf Fragen, wie: Woran erkenne ich die ideale Backzeit? Nehme ich lieber die gekringelten Nudeln oder die mit dem Loch drin? Was mache ich, wenn der Supermarkt meines Vertrauens gerade keine Dracheneier mehr auf Lager hat? Sowas halt.

Ich finde es gut, wenn ich aus den Kommentaren lerne, dass man für ein Risotto auch ruhig Milchreis nehmen kann. Oder dass man in Ermangelung einer Rinderschulter das Ragout auch aus Beinscheiben kochen kann. Das hat mir schon so manche Supermarktodyssee am Wochenende erspart. Aber wenn dann jemand anfängt, ein Gericht komplett auseinanderzunehmen, dann werde ich rasend. Vor allem dann, wenn im Einleitungssatz erst einmal die supertolle Zusammenstellung der einzelnen Komponenten gelobt wird.

Nehmen wir einmal das Rezept „Dicke Bohnen mit Speck – so machte sie meine Oma“. Oma Else macht die Bohnen bestimmt schon seit 1947 so, nachdem ihr das erste Mal nach dem Krieg ein ahnungsloses Schwein munter in der Arme galoppiert war. Es starb nicht umsonst. Dank Bohnen, Sahne und natürlich ordentlich Speck kriegte die Familie endlich mal wieder selbigen auf die Rippen. Wie es sich gehört in ordentlich Öl angebraten. Mein Magen knurrt schon wieder.

Nun kommt Chefkoch.de-Nutzerin Dingenskirchen. Community-Mitglied seit acht Jahren, ebenso lange auf Diät und abgenommen haben bisher nur Mann und Hund. Alba-Öl mit Buttergeschmack mag noch ganz lecker sein, aber wenn Speck und Sahne durch Vegeta ersetzt werden, weil die Sache ja sonst nach gar nichts mehr schmeckt, darf man sich schon mal am Kopf kratzen. Nein, mit Vegeta meint sie nicht der Typen aus Dragonball, sondern den kleine Bruder vom Fondor. So gesund wie eine frische Pilzpfanne aus Tschernobyl.

Versteht mich nicht falsch, bin gehöre auch zu den Vollidioten, die gerne mal aus Überzeugung zur leichten Alternative greifen und sich statt den guten Vollmilch sogar das weiß gefärbte Wasser in den Kaffee schütten. Aber wenn jemand schreibt „Was für ein tolles Rezept für Rinderbraten mit Klößen und Rotkohl! Ich habe es mit Hähnchen, Pasta und Brokkoli gemacht und mein Göga war begeistert!“, dann muss man sich schon ernsthaft fragen, wie oft diese Person ihrer Mutter damals vom Wickeltisch gefallen ist. Kinners, wenn ihr nichts gescheites zu sagen habt, dann schafft euch so eine Bloggeschichte an.

Ich werde mir jetzt zuhause ein schönes Stück Erdbeerkuchen mit Sahne gönnen. Ok, ohne den Kuchen und die Erdbeeren und eigentlich gibts ein feines Leberpfännchen mit Spätzle. Aber ein Schuss Sahne ist da auch bei. Tolles Rezept, gerne wieder.

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